History

Nolan Bushnell war Informatikstudent. 1972 sah er an dem Großrechner seiner Universität ein erstes Videospiel Space War. Ziel war es, ein gegnerisches Raumschiff zu zerstören, das um eine mit Gravitation versehene Sonne kreist. Man konnte das eigene Raumschiff nach links oder rechts drehen und beschleunigen. Außerdem mußte auf die Energie des Schiffes geachtet werden, und auf die Sonne, in die man sonst hineinstürzen konnte. Wie alle Studenten war Bushnell begeistert. Jedoch war ein Großrechner zum Preis von etlichen Millionen Dollar nötig, um Space Wars zu spielen. Und die Rechenzeit des Computers war auch begrenzt. Also dachte sich Nolan, das Spiel müßte man der Öffentlichkeit zugänglich machen, indem es auf einem kleinen System abspielbar sei. Damit es aber die breite Masse ansprechen könnte, sollte  es einfacher sein. Bushnell dachte an Soccer, Fußball oder Tennis. Heraus kam ein kleines Gerät in der Größe eines 50cm Fernsehers mit dem Namen Pong. Zwei Spieler haben einen Drehregler, mit dem sie einen weißen Balken auf einem schwarzen Hintergrund auf- und abbewegen können. Mittels eines Drucktasters wird ein kleines Quadrat, der "Ball", ins Spiel geworfen. Ziel ist es nun, den Ball so lange wie möglich im Spiel zu halten, indem man ihn mit den Balken, den "Paddles" auffängt, und wieder ins Spiel befördert. Schafft man es nicht, den Ball zu treffen, geht er ins Aus und der Gegner bekommt einen Punkt. Nach einer gewissen Zeit ist das Spiel zu Ende, und es muß für ein Neues wieder ein "Quarter", ein Vierteldollar, eingeworfen werden.
Am 27 Juni 1972 gründete Nolan Bushnell die Firma Atari und produzierte dieses Spiel. Als er es zum ersten Mal in einer Kneipe aufstellte, rief ihn der Wirt bereits kurze Zeit später an: "Das Pong ist kaputt!" Als sich Nolan die Sache vor Ort ansah, mußte er lediglich feststellen, daß der Münzeinwurfschlitz verstopft war, weil der Auffangbehälter für die Quarters völlig überfüllt war. Pong war ein Hammer. Atari war die erste Firma, die Videospiele produzierte, und für lange Jahre die erfolgreichste. Die Hersteller von Automatenspielen wie Bally Midway oder Gottlieb (Flipper, Roulette) wurden vom Erfolg des Pong überrumpelt. Da das amerikanische Patentrecht noch nicht auf Software (oder das Design eines Videospieles) vorbereitet war, konnte sich Bushnell nur die elektrische Ausführung von Pong schützen lassen. Bald erschienen massenhaft Nachbauten  auf dem Markt und Atari mußte sich etwas Neues ausdenken.
Der Name
Warum Atari? Atari kommt aus dem Japanischen und bedeutet dasselbe wie das Wort Schach: "Ich werde gewinnen". Das Atarilogo ist ein stilisierter Fujijama, der heilige Berg Japans (ein Vulkan). Beinahe hätte man sich für den Namen "Syzygy" entschieden, aber glücklicherweise hieß so bereits eine Firma, die Dachdeckerarbeiten ausführte.
Der Heimmarkt
Atari wurde von Magnavox, der amerikanischen Philips-Tochter verklagt. Magnavox hatte ein erfolgloses Videospiel (Odyssey) entwickelt und Nolan Bushnell konnte die Richter nicht davon überzeugen, daß Pong keine Kopie, sondern ein Original sei. Atari mußte Lizenzgebühren an Magnavox bezahlen! Deswegen baute Bushnell ab 1973 Ping-Pong Arcadesysteme, die dem Urteil nicht unterlagen, und ein verbessertes Pong darstellten. Und das wurde dann von vielen anderen Herstellern nachgebaut. Und für Atari war es zu spät, auf Pong ein Warenzeichen zu bekommen. Um der Marktführer zu bleiben, mußte man schnell neue Spiele entwickeln und diese mit Copyright schützen lassen. 1974 wurden deswegen viele neue Atari-Spiele in die Gaming Halls gestellt, darunter Autorennen, Football, und das berühmte Spiel TANK, ein Panzerkrieg. Das war so gut, daß sogar das amerikanische Heer Automaten orderte, um Panzerfahrer damit auzubilden.
Und obwohl die Konzernmanager gegen einen Eintritt in den Heimmarkt waren, wollte Nolan eine Heimversion von Pong. Diese wurde ab Ende 1974 entwickelt, und weil die Preise im Einkauf für die ICs auch ständig fielen, konnte man die Magnavox Odyssey problemlos im Preis unterbieten und war auch noch in Grafik (in Farbe!) und Ton besser. Anfang 1975 hörte ein Einkäufer der Warenhauskette Sears & Roebuck vom Home-Pong und bot Atari an, alle produzierten Geräte aufzukaufen und in den Sears-Filialen zu vertreiben. Und er würde den Bau weitere Geräte finanzieren, und auch noch die Werbung bezahlen. Als Weihnachten 1975 die Pong-Geräte verkauft wurden, waren sie der Verkaufsknaller des Jahres.
1976 stellte die Fairchild Company ein Heimspielsystem mit auswechselbaren Spielmodulen vor, die Channel F. Der Kunde benötigte nur noch ein Grundgerät und konnte darauf viele verschiedene Games abspielen. Atari mußte sich beeilen, diesen Vorsprung der Konkurrenz einzuholen. Man begann an einer Konsole mit dem Codenamen "Stella" zu arbeiten. Aber leider hatte die Firma nicht genug Geld flüssig, um die Konsole fertigzustellen und zu verkaufen.
Der Verkauf an Time Warner
Bushnell wollte die Kontrolle über Atari nicht aufgeben, aber er brauchte einfach Geld. So wurde Atari im Oktober 1976 für 28 Millionen Dollar an den Medienkonzern Time Warner verkauft. Warner wollte aus Atari den Marktführer im Videospiel-Bereich machen und investierte über 100 Millionen Dollar. Hauptaspekt war Stella, das Video Computer System mit den programmierbaren Steckmodulen. Der Konzern wußte aus eigener Erfahrung, daß das Geheimnis des Erfolges darin liegt, die Hardware sehr preiswert zu verkaufen, und bei der Software richtig zuzuschlagen. So war es ihnen egal, daß der Einführungspreis des Projekts Stella (nun als Atari VCS 2600 bezeichnet) von 200 Dollar keinen Gewinn abwarf, dafür die Module aber zwischen 40 und 100 Dollar kosteten. (Dieses Konzept wurde später von allen Herstellern von Konsolen durchgezogen, egal ob es Segas MegaDrive, Nintendos S-NES, Sonys Playstation oder das Nintendo 64 war. Das richtige Geld verdient man mit Spielen, deren Herstellkosten und Verkaufspreise um Welten auseinanderliegen.) Oktober 1977 wurde das VCS zusammen mit 9 Spielen auf den Markt gebracht.
1978 bekam Atari neue Konkurrenz. Nicht nur die alten Firmen wie Bally oder Gottlieb brachten Videospiele heraus, die Japaner fingen nun auch an! Eine Firma namens Taito machte den Amfang mit den Space Invaders und viele andere japanische Unternehmen folgten (Sega, Nintendo, Stern, Namco...). Aber Atari hatte ebenfalls viele neue, gute Spiele im Angebot, z. B. 1979 die legendären Asteroids.
Die Heimcomputer 400 und 800
1978 passierte noch mehr. Anstelle aus dem VCS durch Erweiterungen einen Computer zu machen, entwickelte man lieber eine neue Gerätegeneration mit dem Einsteigermodell 400 und dem etwas besseren Gerät 800 sowie einer großen Palette an Peripherie wie Floppy, Cassettenrekorder, Drucker, Modems und vor allem viel Software, darunter alte und neue Spiele, aber auch Anwendungsprogramme. Im Gegensatz zu fast allen anderen Systemen auf dem Markt kamen sie mit Farbgrafik und vierstimmigem Sound daher. Und der Videoprozessor war so genial (er konnte regelrecht programmiert werden, nicht nur stur Pixel anzeigen), daß er erst von Videochip des Amiga 1984 überholt wurde (Und die Entwickler beider Chips waren die selben Leute). Und was es erst spät in den Achtzigern bei den Videospielen von Sega gab: VIER Anschlüsse für Joysticks. Und weil man daran sogar insgesamt ACHT Paddles anschließen kann (2 Paddles pro Port), konnte mit passenden Spielen eine ganze Großfamilie Video-Fußball spielen.
Außerdem verließ der Gründer von Atari, Nolan Busnell, seine Firma und Warner führte neue Sitten ein. Keine zwanglosen Büros mehr, kein Kommen und Gehen, wann man wollte, sondern Firmenkleidung mit Farbcodierungen für Techniker, Ingenieure, Software-Entwickler, Verwaltung, usw, und Stechuhren. Der freie Geist von Atari mit den wilden Programmierer- und Hardwarebastelsitzungen mit lauter Rockmusik bis tief in die Nacht waren entgültig vorbei. Atari wurde eine ganz normale Firma.
Und Nolan Bushnell? Konnte er einfach so aufhören? Natürlich nicht. Er gründete eine neue Firma, Androbots, Inc., die Hausroboter aus Kunstoff und Metall herstellte. Sie sollten zwar keine menschlichen Bediensteten überflüssig machen, waren aber als durchaus ernstzunehmendes Spielzeug gedacht. Sie sahen nicht wie furchterregende SF-Monster aus, sondern eher wie der niedliche R2 D2 aus "Star Wars", die man durchaus wie ein Stofftier einfach nur liebhaben konnte. Im Inneren werkelten mehrere CPUs in Kombination mit Infrarot- und Ultraschallsensoren. Man konnte den Androbot an den bereits vorhandenen Heimcomputer (vorzugsweise einen Atari 800) anschließen und so programmieren. Der teuerste Roboter "BOB" (Brain On Board) hatte sage und schreibe 3 MB Speicherkapazität und Laufrollen zur Fortbewegung sowie Greifarme, um Gegenstände aufzunehmen und zu transportieren. Alles in allem waren es tolle Geräte, die man als Nachtwächter, Feuerwehrmann, Butler, Babysitter einsetzen oder einfach nur Einkaufen schicken konnte. Leider hatten sie einen entscheidenden Nachteil: Sie waren zu teuer. BOB sollte etwa 6000 DM, etwas einfachere Ausgaben immer noch 3000 DM kosten. Das war für solch ein technisches Spielzeug zu viel. Die Firma Androbots mußte leider zu schnell wieder schließen.  
Lizenzpolitik
1979 und 1980 wuchs der Videospielemarkt gewaltig an. Atari veröffentlichte nicht weniger als 12 neue Cassetten fürs VCS und die Atari-Computer. Und zum ersten Mal war ein Spiel dabei, das man nicht selber entwickelt hatte, sondern von einer japanischen Firma lizensiert hatte, die berühmten Space Invaders. Diese waren bereits in den Spielhallen ein Riesenerfolg, und so kauften viele Leute das VCS nur, um damit Space Invaders zu spielen. Es sah aus, als ob Atari nicht zu stoppen wäre.
Aber 1980 wurden durch die Lizenzpolitik sowie den neuen Krawattenzwang einige Atari-Programmierer verärgert. Sie fühlten sich mehr als Künstler denn als Techniker und erhofften sich mehr Respektierung ihrer Arbeit. So verließen David Crane, Alan Miller, Bob Whitehead und Larry Kaplan Atari und gründeten Activision, eine der ersten Softwarefirmen, die sich nur auf Spieleentwicklung konzentrierte.
Trotzdem blieb es einer der Gründe für Ataris Erfolg, daß sie bereits erfolgreiche Spielhallen-Games fürs VCS umsetzen konnten, z. B. 1981 Missile Command.
Das VCS 5200-System
1981 wurde ein Nachfolger für das VCS 2600 angekündigt, denn die Elektronikbranche hatte sich weiterentwickelt. Atari stellte das VCS 5200 vor, das eigentlich nichts anderes als ein Atari 400-Computer ohne Tastatur war. Die Grafik und der Sound waren deswegen wesentlich besser als die des betagten VCS 2600, da aber die vielen Spiele des 2600 nicht auf dem 5200 liefen, und außerdem statt der üblichen digitalen Joysticks Analogcontroller verwendet wurden, mit denen man aufgrund technischer Mängel nur recht ungenau arbeiten konnte, wurde das 5200-System kein Erfolg.
So konzentrierte sich Atari wieder auf das 2600 und veröffentlichte weiterhin viele gute Spiele, z. B. 1982 Pac-Man. Weltweit wurden Pac-Man-Contests veranstaltet, die Jugendlichen saßen stundenlang vorm 2600 und die Eltern freuten sich, daß weniger Geld in den Einwurfschlitzen der Automaten der Spielhallen verschwand. Atari wurde der bekannteste Name der Branche und hatte von nun an sein Image als Spielecomputer-Hersteller weg. Später sollte dieses Image dem Computerverkauf der ST-Generaton schaden. Doch 1983 war Atari auf seinem absoluten Höhepunkt angelangt: Marktführer bei Spielekonsolen für Zuhause mit ca. 75% und bei den Arcadesystemen in den Spielhallen weit über 40%. Man beschäftigte weltweit über 10.000 Angestellte und erzielte Millionengewinne. Und selbst die Homecomputer waren recht erfolgreich. Zwar nicht die Marktführer, aber doch gut auf den Plätzen.
So konnte man es sich leisten, die Computerfamilie neu zu designen. Technisch wurde nicht viel verändert, das Gehäuse wurde geändert, der 600XL hatte mindestens 16 KB RAM, der 800XL gar 64 KB. Basic war jetzt immer im ROM und mußte nicht dazugekauft werden. Nach oben sollte die Linie um Computer wie den 1200XL (mit Sprachausgabe und 2 Floppys in einem Gehäuse), den 1400XL (mit Modem und 2 Floppys) und eine Expansionbox erweitert werden. Doch diese Projekte wurden gestoppt, weil sie zuviele Kosten verursachten und die Marktchancen zu gering waren. So blieben von ihnen nur der Selbsttest im ROM, der noch beim letzen Atari-8-Bitter (dem XE Game System) nicht vorhandene Tasten der 1400-Maschinen abfragt. Quasi als Ausgleich fielen 2 der 4 Joystickports weg, die nur von sehr wenigen Spielen unterstützt worden waren. Der Tastaturklick wurde nicht mehr über einen kleinen Lautsprecher im Computer ausgegeben, sondern kam aus dem angeschlossenen Monitor (über den Audio-Out-Anschluß). Der rechte Erweiterungsschacht des 800 fiel ersatzlos weg. Trotz aller Änderungen blieb die Hardware aber 100% kompatibel, alle alte Software lief auch auf den neuen Maschinen, die erheblich preiswerter (weil billiger in der Herstellung) verkauft wurden. Ganz neue Peripherie wurde geliefert, z. B. ein Vierfarb-Plotter oder ein Grafiktablett (die Atari Maltafel, die zu den präzistesten der damals verkauften Tabletts zählte.)
Die erste Krise
Doch Ende 1983 war es plötzlich vorbei. Videospiele waren nicht mehr der Knaller, die Spieleideen wiederholten sich, die meisten Leute hatten schon eine Konsole und es kam der Homecompuer schlechthin auf den Markt, der Computer, auf dem wohl die meisten Menschen ihre ersten Computererfahrungen machten, der wohl für immer der Computer mit der höchsten verkauften Stückzahl ist, der Computer, der lange Zeit als Synonym für das Wort Homecomputer verwendet wurde, eben der Commodore C64. Mit mehr Speicher, besserer Grafik, besserem Sound bei einem niedrigeren Preis als die Atari-Systeme, sahen der 400 und der 800 plötzlich sehr, sehr alt aus. Und das Hauptgeschäft, der Verkauf von Spielmodulen fürs VCS 2600, ging durch die niedrigen Preise für C64-Spiele auch bald in die Knie. Warum sollte man über 100 DM für ein Atari-VCS-Spiel bezahlen, wenn ein besseres C64-Spiel weit unter 100 DM lag? Atari versuchte, Geld auch mit der Maschine von Commodore zu machen, und veröffentlichte unter dem Namen Atarisoft alte Spielehits für den C64 (als Modul bzw. auf Diskette), darunter Pac-Man, Star Raiders, Centipede, Asteroids und Galaxian.
So überraschte Atari alle auf der Winter-CES 1984 mit einer neuen Konsole, dem VCS 7800. Wieder ein leicht abgewandelter Atari 800, jedoch konnten diesmal die alten 2600-Spiele benutzt werden, und es blieb bei den digitalen Joysticks. Leider kam die Konsole zu spät und war im Vergleich zum C64 nicht gut genug, als daß sie Atari hätte retten können. Commodore gewann den Heimcomputerkrieg und Atari machte Millionenverluste, zeitweise 2 Millionen Dollar am Tag!
Die Übernahme durch die Tramiels und der ST
Nachdem die Commodore-Aktionäre den Gründer dieser Firma, Sam Tramiel, Anfang 1984 aus seinem eigenen Unternehmen herausgekauft hatten (ihnen gefiel der Führungsstiel nicht, und gar nicht erst, daß Tramiel den Laden immer noch als Familienbesitz führte und alle seine Söhne zu Managern machen wollte), hatten die Tramiels viel Geld. Und an Rückzug aus der Computerbranche dachten sie schon gar nicht. Jack Tramiel hatte eine Weltreise gemacht und fand es nach kurzer Zeit langweilig, so ohne Streß und Hektik und Entscheidungsgewalt. Er gründete die Firma TTL (Tramiel Technologies Limited), die einen neuen Computer entwickeln sollte. Ungefähr zur selben Zeit entschied der Medienriese Time Warner, sich von der angeschlagenen Atari-Corporation zu trennten. Denn das Videospielegeschäft war am Boden (alle Welt kaufte sich lieber gleich einen "richtigen" Computer) und im Homecomputerbereich hatte der C64 von Commodore eh die Nase vorn. Eine gute Gelegenheit für den Mann, der den Homecomputer Nr. Eins auf den Markt gebracht und den Preiskampf gegen Atari gewonnen hatte. Der konnte den Laden doch sicher wieder in Schwung bringen. So kaufte Jack Tramiel am 2. Juli 1984 die Atari Corporation. Als erstes räumten die Tramiels erst mal richtig auf, entließen große Teile der Belegschaft (von 5000 auf 1500), reduzierten die Kosten, und senkten die Verkaufspreise für die Atari-Computer. Einer Legende zufolge soll der Pförtner über die Hausrufanlage "Die Sturmtruppen kommen!" gerufen haben, als Leonard Tramiel das erste Mal das Atari-Gebäude betrat. Da der Arcade-Teil von Atari bei Time Warner unter dem neuen Namen Atari Games verblieb (dieser Teil von Atari machte als einziger noch Gewinn), gab es von nun an eigentlich zwei Ataris.
Die Tramiels hatten die besten Commodore-Entwickler mitgebracht, unter anderem den Vater des C64 Chiraz Chivji, deshalb konnten sie sich gleich auf die Aufgabe konzentrieren, dem ehemals eigenem Unternehmen Commodore mächtig Konkurrenz zu machen. Man stürtze sich auf das Geschäft der Zukunft, den 16-Bit-Markt und ließ den C64 links liegen. Apple hatte den Macintosh mit grafischer Benutzerschnittstelle, Maus und Menutechnik vorgestellt, und das wollten die Tramiels auch. Bloß viel billiger als den Mac wollten sie alles haben, um in den Heimmarkt zu kommen. Und dann noch in bunt, weil Atari ja eine Spielefirma war.
Also wurden wieder einmal die Chipdesigner für Wochen eingeschlossen, um mit wenigen, hochintegrierten Bausteinen wieder aufzutauchen, die den ST bildeten. Im Gegensatz zum Mac kam der ST mit extrem wenigen, dafür um so größeren Bausteinen aus. Für Fachleute: die CPU; einen Multifunktionschip, der die serielle, die parallele Schnittstelle und die Interruptverwaltung steuert; einen Video-Shifter, der das Bild aufbaut; einem Zweit-Prozessor, der die Tastatur, die Joysticks und die Uhr steuert; einem Floppycontroller; eine MMU (= Adressdecoder), der die RAM/ROM-Bausteiene selektiert; einem sog. GLUE, der alles miteienander verbindet (Glue = engl. Kleber); einem ROM-Chip; das RAM; ein bischen TTL-Kleinzeug; aus mehr besteht der Computer nicht. Man hätte den ST kleiner machen können, die Platine hätte es zugelassen, aber dann wäre es schwierig gewesen, alle Tasten unterzubringen. Daß man sich für den 68000-Prozessor entschied, lag weniger daran, daß diese CPU auch im Macintosh arbeitet, sondern eher daran, daß der zuerst ausgewählte Chip National 32032 nicht in genügender Stückzahl lieferbar war. Was für ein Glück!
Als Betriebssystem entschloß man sich, einen merkwürdigen Kompromiß zu benutzen. Im Gegensatz zum Macintosh, dessen Betriebssystem zu weiten Teilen vom Startlaufwerk geladen wird, wollte man alles im ROM unterbringen, um den Bootvorgang so speichersparend wie möglich zu gestalten. Das Filesystem der Diskette ist MS-DOS kompatibel, aber nicht von Microsoft, sondern eine Version von Digital Researchs CP/M für 68000. Darauf setzt ein sog. AES von Atari auf (Application and Enviroment System). Und zu oberst, als Benutzerschnittstelle, interagiert der Benutzer mit Digital Researchs GEM (Grafic Enviroment Manager, also grafische Umgebungsverwaltung). DR (Digital Research) entwickelte dieses GEM auch für IBM-PCs, zu einer Zeit, als Microsoft noch nicht an Windows dachte. Da es aber zu Rechtsstreitigkeiten mit Apple wegen des Look and Feel des PC-GEMS kam (also dem Aussehen der Benutzeroberfläche und den Aktionen, die man als Benutzer ausführen konnte), mußte das PC-GEM auf maximal zwei Fenster gleichzeitig und die auch noch in der Größe unveränderbar beschränkt werden. Logischerweise wollte so ein System niemand haben. Lange Zeit war das einzige Programm, das unter PC-GEM lief, der Ventura-Publisher. Und oft merkten die Anwender dieses Programms nicht einmal, daß sie GEM benutzten. Nachdem allerdings Corel Corporation (die von Corel Draw) den Ventura Publisher aufgekauft hatten, und ihrem Corel Office einverleibten, war es mit GEM endgültig aus.
Zurück zum Jahre 1985 und zur Winter-CES in Amerika. Diese Messe (CES = Consumer Electronic Show, also Heimelektronikmesse) sah den Atari mit agressiver Werbung zum ersten Mal in großer Öffentlichkeit. Zwar hatte man vorab einiges läuten hören, doch die Präsentation des STs mit dem Slogan "Power without the Price", also die Leistung eines Macs zu einem Drittel dessen Preises, schlug wie eine Bombe ein. Commodore, die gerade an ihrem 16-Bit-System Amiga werkelten, stand etwas hilflos da, Apple dachte sich nichts dabei, denn Atari war eine Firma, die Spielesysteme baute, und IBM sah sowieso nirgendwodrin eine Bedrohung. Und das, obwohl der Macintosh dreimal soviel wie der 520 ST kostete. Und der IBM PCjr war zwar im Preis identisch, aber ein solcher Flop, wie es IBM nie gedacht hätte (Der PCjr war ein 16-Bit-System mit 8-Bit-Bus, 8088-CPU, 4,77 MHz, 256 KB Ram, Dos 2.11 Betriebssystem, einer Floppy und der schlechtesten Tastatur, die IBM je gebaut hat, zwar kabellos dank infrarot, aber dafür klappte nur jeder dritte Tastendruck!) 
Interessanterweise waren die Entwickler des Amiga zu großen Teilen Leute, die zuvor den Atari 400/800 entwickelt hatten, und von Time Warner vertrieben worden waren. Da man aber recht freundschaftlich auseinander gegangen war, investierte Warner sogar in die neugegründete Amiga Inc. Als dann die Tramiels von Commodore weg waren, erwarben die verbleibenden Commodore-Aktionäre die Firma Amiga vollständig. Von da ab hieß es Commodores Amiga. Logischerweise kam es dann zu großen Kämpfen zwischen Atari und Commodore, und beide Firmen pushten sich so gegenseitig von einer Verbesserung in die nächste. Das kam dem Anwender zugute.
Der Erfolg der STs, neue Konsolen und 8-Bit-Systeme
Der 520 ST und sein 1986 erschienener Nachfolger mit 1 (einem!) Megabyte(!) waren ein großer Erfolg. Das lag sicherlich auch am extrem guten Schwarz-Weiß-Monitor mit augenschonenden 72 Hertz Bildwechselfrequenz. Und die Zeitschriften schrieben, man bekäme nirgendwo soviel Speicher fürs Geld wie beim 1040 ST. Atari war wieder obenauf, die STs verkauften sich weltweit besser als der zwar buntere, aber auch teurere Amiga 1000. Und die Tramiels holten weltweit die besten Commodore-Manager zu sich nach Atari, z. B. Alwin Stumpf in Deutschland.
Man konzentrierte sich zwar auf die STs, aber der 8-Bit-Markt wurde nicht vernachlässigt. Die alten Ataricomputer wurden "runderneuert", mit einem neuen Gehäuse, das an die STs erinnerte und mit mehr Speicher sowie neuen Floppys und Druckern versehen. Und durch neue Technolgien waren der 130XE bzw. der 65XE auch noch billiger als der alte 800XL. Denn man konnte den Kampf gegen Commodore nur über den Preis gewinnen. Alles wurde in der Herstellung billiger: das Gehäuse, ganz aus Plastik hatte keine gebürsteten Aluminiumstreifen mehr, eine extrem primitive Tastatur (unten Gummi, oben aufgesetzte Tastenkappen), eine neue Platine in SMD-Technik. Das alte Zugpferd, das VCS 2600 wurde ebenfalls in ein neues Gehäuse mit neuer SMD-Platine gesteckt, für etwa 100 DM sehr preiswert angeboten und die Softwarepreise fielen auf etwa 20,-- bis 40,-- DM. So konnte sich das VCS gegen die neuen Systeme Nintendos und Segas trotz hoffnungslos veralteter Technik bis etwa 1992 am Markt halten. Am Ende waren über 25 Millionen Stück verkauft wurden! Das bedeutet, daß sich in jedem der weltweit verkauften VW-Käfer eine VCS-Konsole einbauen ließe! Und Atari brachte endlich größere Stückzahlen des VCS 7800 auf den Markt, doch diese Konsole wurde nicht richtig angenommen.
Und noch etwas Neues gab es: Das XE Game System. Es war nach dem VCS 7800, das eine Kreuzug aus VCS 2600 und Atari-800-Computer war, ein kompletter Atari 800XE in einem neuen Gehäuse. Allerdings war die Tastatur nicht integriert, sondern mußte extra nachgekauft werden. Dafür waren endlich auf einer Konsole die besseren Module der Computer abspielbar, wenn auch die Hardware-Technik eigentlich 10 Jahre alt war und aus den 400/800-Rechnern stammte. So wurde das System auch nur sehr wenig von Neukunden erworben, die kauften lieber gleich modernere Systeme wie Segas Master System oder Nintendos NES. Allerdings holte sich so mancher treue Atarianer das XE GS nach Hause, weil er endlich eine abnehmbare Tastatur hatte, die ihn flexibler machte. Leider war die Qualität dieser Tasten nicht sehr hoch (Gummitasten mit aufgesetzten Kappen), so daß dieser Vorteil nicht allzugroß war. Atari verkaufte das System gerne als Set mit Konsole, Joystick und Spiel; bzw. im größeren Karton mit Konsole, Joystick, Lichtpistole und Spiel; die "große" Version kam zusätzlich gleich mit der Tastatur einher. Trotz allem war das System kein großer Erfolg, die japanischen Konsolen waren eben besser (und noch billiger) als die total überholte Technologie von 1977/78. So wurden, wie vieles andere bei Atari, die Komplettsysteme ab 1990 zu Schleuderpreisen verramscht.
Atari-PCs
Da der Markt für IBM-Kompatible Systeme wuchs, wollte sich auch Atari ein Stück dieses Kuchens abschneiden und entwickelte ab 1988 eigene PCs. Anders als die normalen Nachbauer, die nur fertige Komponenten zu eigenen Systemen zusammensteckten (Vobis, Escom, Dell,...), entwickelte man eigene Gehäuse, Motherboards, Grafikkarten, Festplatten usw. Zwar war der Vorteil dieser Lösung, daß der Benutzer von Atari-PCs viele ST-Komponenten wie Drucker, Festplatte, Floppys usw. weiterbenutzen konnte. Leider jedoch wurden die PCs dadurch teurer als die der Konkurrenz. Und da ab 1988 die Preise für Speicherbausteine entgegen dem bisherigen Trend nicht weiter im Preis verfielen, sondern sogar teurer wurden und außerdem noch das Angebot die Nachfrage nicht decken konnte (Grund: Alle amerikanischen Speicherchiphersteller hatten aus Kostengründen das Feld der japanischen Konkurrenz überlassen, die konnten aber nicht genug liefern), konzentrierte sich Atari bald wieder auf das Kerngeschäft ST und ließ die PC-Serie nach wenigen Jahren wieder einschlafen.
Neues vom ST und der TT
Die Nachfrage nach STs war größer als die Kapazität in der Fertigung. So konzentrierte man sich auf den Hauptmarkt, und der lag interessanterweise in Europa, bzw. eigentlich sogar in Deutschland. In den alten Bundesländern wurden mehr STs verkauft als in ganz Amerika! Hier hatte man weniger mit dem Image des Spieleproduzenten zu kämpfen und die Software, gerade die aus deutschen Landen, brachte den ST in die Universitäten und in die grafischen Betriebe. Denn es wurde CALAMUS entwickelt, ein DTP-Programm, das es dem Grafiker ermöglichte, auf einem ST-System zu einem Viertel des Preises eines MAC-Systems plus Pagemaker das Gleiche zu gestalten. So war der Atari ST bis 1993/1994 eine ernstzunehmende Alternative zum Macintosh. 1987 zeigte Atari einen extrem preiswerten Laserdrucker (SLM 604), der in Verbindung mit den neuen Mega STs die perfekte Basis für DTP und Grafik war.
1988 wurden der Nachfolger des ST, der TT und eine Unix-Maschine, der Atari Transputer ATW angekündigt. 1989 wurde der erste tragbare Atari, der Laptop Stacy, vorgestellt. Bekanntlich waren die STs die ersten Computer mit serienmäßigem MIDI-Interface, so daß der ST die erste Wahl für Musiker war. Und gerade für den Einsatz auf der Bühne war der Stacy sehr gut geeignet, so daß fast alle Stacys an diese Käuferschicht gingen.
Man hatte die PCs im Programm und zeigte den kleinsten IBM-kompatiblen Computer der Welt, den Portfolio. Auf der Atari-Messe 1989 in Düsseldorf stellte man die Nachfolger des STs, den TT (Workstation mit 68030-CPU, zwischen 2 und 8 MB, Festplatte zwischen 40 und 240 MB) sowie den neuen Homecomputer 1040 STe (technisch nur leicht verbesserter 1040ST mit mehr Farben und Stereo-Digitalsound) vor. Der TT wurde ab 1990 mit 32 MHz statt der geplanten 16 Mhz verkauft, und wurde sofort die erste Wahl der DTP-ler und Grafiker, denn er konnte nicht nur die ST-Programme viermal so schnell wie ein Mega ST abarbeiten, man konnte ihn auch noch bis zu 26 (!) MB ausbauen! Ebenfalls erstmals in der Personal-Computerbranche war ein Großbildschirm-Modus mit 1280 x 960 Bildpunkten. Im DTP-Programm konnte man so eine Din A-4 Seite in voller Ausdehnung betrachten. Und da ein mathematischer Coporozessor serienmäßig war, konnten sich auch die CAD-Anwender freuen.
Ein Einschub - Ataris Unix System
Hier ist eine gute Gelegenheit, Ataris Engagement in Bereich Unix zu beschreiben, denn eigentlich sollte der TT auch unter Unix laufen und die ATW (Atari Transputer Workstation) gar nur unter Unix.
Aus heutiger Sicht klingt es fast unglaublich, aber in den Jahren 1986 bis 1990 dachten alle Insider, das Betriebssystem der Zukunft sei Unix (nicht etwa Windows oder das MacOS). Es gab Unix seit langer Zeit für Großrechenanlagen, für die es mit seinen Multitasking- und Multiuser-Eigenschaften das ideale Betriebssystem bildete. Logischerweise wollten alle Computerhersteller eine Unixversion in ihrem Sortiment haben (Apple das A/UX, Siemens das Sinix, Microsoft Xenix, selbst IBM hatte eine Version im Angebot). Und Commodore bastelte noch unter den Tramiels ab 1982 am Commodore 900 mit Unix-System. So war es verständlich, das Gerüchte nach der Einführung des 520 STs entstanden, auch Atari dächte an eine Portierung. Der 68020 brachte mit seinen 8 MHz genug Rechenleistung, um ein recht schnelles Unix zu ermöglichen. Man wollte von einer 68020-Maschine mit den ST-Chipsätzen gehört haben, auf der ein Atari-Unix bereits umgesetzt würde.
Und auf der CeBit 1988 zeigte Atari sogar eine in Wire-Wrap-Technik handgestrickte Platine, auf der ein Unix lief. Und ein Vetrag mit Unisoft wurde präsentiert. (Unisoft hatte Unix bereits auf den Apple Macintosh portiert). Einige Monate später sagte man dann, man wolle den 68020 auslassen und gleich einen stärkeren Motorola 68030-Prozessor einsetzen. Ende 1988 verließ der Vater des C64 und des STs, Shiraz Shivji, Atari. Neuer Chef der Hardware-Entwicklung wurde Roy Good, der sich stark für den TT einsetzte. Die deutsche Atari-Filiale unter Alwin Stumpf machte kurz danach einen großen Fehler, indem sie ein internes Memo an die Presse gaben. Alle ST-Magazine druckten es ab, wie sich Good die Spezifikationen des ATW, des TT und des TT/X (ein TT im Tower unter Unix), vorstellte. Und die Konkurrenz freute sich über die internen Details.
Die CeBit 1989 kam und ging, ohne daß man etwas vom TT oder Atari Unix gesehen hätte. Erst Monate später, auf der Atari Messe in Düsseldorf, wurde der TT gezeigt. Aber kein Unix. Nur einige der Unix-Entwickler waren da und sprachen darüber. Sehr unergiebig. Der Grund war auch, daß der neue Hardwarechef Roy Good Atari bereits wieder verlassen hatte und durch Richard Miller ersetzt worden war. Im September 1989 wurde immer noch am TT und am Unix gearbeitet. Die Portierung lief zwar, benötigte aber immer noch ein externes Terminal zur Ein- und Ausgabe. Keinerlei grafische Oberfläche war vorhanden. Ende 1989 war es aber soweit: X-Windows lief, und auch X-Terminals konnten bedient werden. Auf der CeBit 1990 konnte man endlich alles vorstellen. Mitte 1990 geschah es aber, daß AT&T Unix System 4.0 vorstellte, ein Unix, das wesentlich leichter auf andere Systeme zu portieren war. Atari mußte sich wieder umstellen, da auch Commodore von einer Portierung von Release 4.0 für den Amiga sprach (aber nie vollendete). Auf der Atari Messe im Herbst 1990 stellte Atari ein laufendes Release 3.3 mit X11 R3 und OSF/Motif auf dem TT vor. Der TT/X war in weite Ferne gerückt. Dafür versprach man aber, Unix bald auszuliefern. Allerdings gäbe es noch kleinere Probleme bei der Umstellung auf Release 4.0.
Dieses System wurde erstmals auf der CeBit 1991 noch als Beta-Versionvorgestellt. Dafür aber mit X11 R4, OSF/Motiv, XFaceMaker und WiSH2. Es gab eine kleine Panne: Auf der Messe fiel der X-Server aus, weil sich eine Datei auf der Harddisk verabschiedete. Mittels 1200-Baud-Modem wurde schnell eine neue Datei aus London von Unisoft gezogen. Auf der Atari-Messe 1991 wurde die Endversion gezeigt und ab November auf 320 MB-Festplastten ausgeliefert (Die CD als Datenträger war noch weit in der Zukunft. Zwar hatte Atari bereits 1988 ein erstes CD-ROM mit dem Namen CD-AR 304 entwickelt, aber es war viel zu teuer, um sich durchzusetzen). Man kündigte ebenfalls eine neue Workstation, den Falcon040 an. Die wenigen Unix.-Benutzer auf dem TT erwarteten sie dringlich, den X-Windows auf dem TT war nicht gerade schnell. Die CeBit 1992 kam und ging, ohne daß etwas von dieser neuen Maschine zu sehen gewesen wäre. Lediglich der kleine Bruder, der Falcon030, wurde gezeigt. Möglicherweise würde auch Unix für ihn portiert werden. Aber im Sommer 1992 beendete Atari seine Engagements in Unix und entließ fast alle Angestellten, die an Unix gearbeitet hatten. Auf der Atarimesse in Düsseldorf im Herbst 1992 wurde die endgültige Version von Unix R4.0 für den TT gezeigt und danach an alle, die die Entwicklerrelease gekauft hatten, als Update ausgeliefert. Ende 1992 bendete Atari dann alle Entwicklungen im Computerbereich und konzentrierte sich wieder auf den Videospielemarkt. Aber das ist eine andere Geschichte. Zurück ins Jahr 1989.
Die Lynx
1989 wurde das erste tragbare Videospiel mit Farbbildschirm, die Lynx, präsentiert. Es überraschte die Beobachter sehr, kehrte Atari damit doch in den Videospielmarkt zurück, nachdem man annahm, daß die Tramiels nur noch professionelle Computer bauen wollten. Man hatte es nicht selbst entwickelt, sondern von Epyx übernommen. Diese Firma hatte früher nur Spielesoftware entwickelt, und wollte auch ein Bein im Hardwaremarkt haben. Leider war man sich nicht ganz klar, wieviele Millionen eine Konsolenentwicklung kosten würde. So war Epyx bald zahlungsunfähig. Atari kaufte die Rechte, und stellte die Entwickler der ersten Prototypen ein. R. J. Mical und David Needle, die 1982 bis 1986 den Amiga mitentwickelt hatten, stellten den, die oder das Lynx unter dem Atari-Logo fertig.
Die Hardware wurde nach den Gesichtspunkten der Schnelligkeit, niedriger Stromaufnahme und Preiswürdigkeit entwickelt. Man entschied sich als Haupt-CPU für einen eigentlich längst überholten 8-Bit-Prozessor, den 6502 von Rockwell. Denn der wesentlich leistungsfähigere 68000 von Motorola brauchte zuviel Platz und Strom, und ließ sich nicht in einen anderen Chip integrieren. Der 6502 in der Lynx ist mit anderen Komponenten zum sog. Mickey-Chip verschmolzen worden, das spart Strom und Platz. Der Grafikchip ist 16-bittig, so daß die CPU mit ihren nur 8 Bit das System nicht bremst. Und 6502-Code ist kleiner und kompakter, als 16-Bit-Code für den Motorola-Chip. So konnte man mit nur 64 KB Hauptspeicher auskommen. Außerdem spendierte man dem System noch einen mathematischen Koprozessor, der die CPU weiter entlastete. Und als erstes Spielsystem der Welt konnten mehrere Konsolen mittels Com-Lynx-Kabel zusammengeschlossen werden, so daß die Gegner bei einem Autorennen eben die anderen angeschlossenen Spieler waren und nicht vom Computer simuliert wurden. Der nach der Lynx kommende Sega Gamegear, technisch ein Sega Master System von 1983 mit Z80-CPU und 8-Bit-Grafik, konnte da nicht mithalten und verkaufte sich nur, weil er eben von Sega war.
Die Lynx hatte leider nicht den ihr zustehenden Erfolg, da Nintendos Gameboy zwar nur 4 Graustufen auf einem kleineren Display darstellen konnte, dafür aber erheblich preiswerter war. Und Atari begang zum ersten Mal in der seiner Geschichte den Fehler, auf große Werbekampagnen zu verzichten. So wurde die Lynx nur in Kreisen der Atari-Benutzer bekannt, da man keine TV-Spots plazierte und Anzeigen nur in ST-Zeitschriften einsetzte. Außerdem kämpfte man in den ersten Monaten mit erheblichen Produktionsschwierigkeiten.
Der Mega STe, das ST-Book und der ST-Pad
Auf der Cebit 1991 tat sich einiges. Man stellte den neuen Mega STe vor, der die Mega STs ablöste. Im Gehäuse des TTs wurde ein verbesserter 1040m STe mit SCSI-Controller und VME-Bus für Grafikkarten und ein AppleTalk-kompatibles Netzwerk eingebaut. Hätte es Software gegeben, so hätte sich der MegaSTe in Macintosh-Netze einbinden können. Doch die LAN-Buchse wurde niemals richtig genutzt. Die 68000-CPU lief mit doppelter Geschwindigkeit der alten STs. Passend zum "Butterdosengehäuse" (die Form läßt an eine Dose der fünfziger Jahre zurückdenken, es schaut alles so aus, als hätte man vergessen, die Kunstoffteile vom Gußgrat zu befreien...) kam ein neuer Monitor, der SM 146, heraus. Den alten SM124 konnte man nicht richtig auf den MegaSTe draufstellen, er drohte immer wieder herunterzufallen. Positiver Nebeneffekt des neuen Bildschirms: er war statt 12 Zoll 14 Zoll groß. Doch die Auflösung blieb unverändert bei 640 x 400 Pixel. Auch an den Farbmodi änderte sich nicht viel, nur konnte man sich jetzt 16 Farben aus 4096 möglichen Farben aussuchen statt wie bisher aus 512. Praktisch die Eigenschaft, den Computer schnell mit einer neuen Festplatte oder mehr Speicher aufzurüsten: Auf dem Bild erkennt man, daß der Platz rechts oberhalb des Computergehäuses frei bleibt. Durch Lösen einer einzigen Schraube kann man einen Deckel hochklappen, unter den die HD geschraubt ist. Nach Abziehen des SCSI- und des Stromkabels kann man alles beiseitelegen und so an die RAM- und ROM- Sockel gelangen.
Man konnte auch noch das ST-Book mit 1, 2 oder 4 MB RAM, einer 40 MB Festplatte und einem neuartiken Trackpad bewundern, sowie die Ankündigung eines ST-Pads anschauen. Dieses war ein ST-Book, hatte aber keine Tastatur, sondern eine druckempfindliche Scheibe über dem Display. Mit Hilfe eines speziellen Stiftes konnte man nun den Cursor steuern. Tastatureingaben wurden in Handschrift auf das Display geschrieben und durch eine Schrifterkennung ausgewertet. Von diesem Gerät gibt es nur wenige Prototypen, da die Texterkennung nur sehr schlecht arbeitete. Der 68000-Prozessor war nicht leistungsfähig genug für eine solchen Zweck. Apple kam erst 1994 mit einem ähnlichen System, dem Newton, auf den Markt. Das ST-Book wurde zwar verkauft, erreichte aber nie die gewünschten Verkaufszahlen.
Der Falcon
Im Jahre 1992 kündigte Atari den Falcon 030 an, und zeigte auf Messen erste Prototypen dieses Multimediacomputers. Daten: 68030-CPU, 16 MHz, Digitalsound 16 Bit Stereo 44 KHz, zusätzlich ein DSP von Motorola mit 32 MHz mit eigenem RAM, True-Color-Farbmodus und ein komplett erneuertes TOS, auf Wunsch auch endlich multitaskingfähig. Der DSP machte den Falcon erst richtig komplett, bei entsprechender Programmierung konnte er JPEG-Bilder rasend schnell entpacken, als Fax-Modem benutzt werden oder einfach nur als herkömmliches Hall/Effektgerät. Wegen seines serienmäßigen Digital-Audio-Ein- und Ausganges ließ er sich sehr einfach als Harddiskrecorder in bestehende Musikstudiogeräteparks integrieren, so daß der Falcon seine größte Käuferschicht im Musikbereich hatte. (Nachdem Atari die Produktion eingestellt hatte, baute 1996/97 ein Hamburger Musikhaus den Falcon als MK2 mit noch besseren Audiodaten nach.) Es wurde damals auch von einem schon projektierten Nachfolger, einer Falcon 040-Workstation (eine Art Super-TT), gesprochen, dessen Entwicklung jedoch nicht über das Gehäuse und die allerersten Platinen hinauskam. Denn die Konkurrenz der WIntel-PCs mit ihrem nun ebenfalls grafischen System Windows 3.0 bzw. 3.1 machte Atari (sowie Commodore, und Apple) zunehmend mehr und mehr Konkurrenz. So wurde der Falcon030 die letzte Atari-Entwicklung in der Computerbranche. Auf der letzten offiziellen Atarimesse 1992 in Düsseldorf wurde das Seriengerät zum Verkauf freigegeben. Leider wurden große Stückzahlen erst zu kurz vor Weihnachten fertig, so daß man das wichtige Dezember-Geschäft nicht bedienen konnte. Auf der CeBit 1993 war Atari zum letzten Mal vertreten. Der Falcon war logischerweise die Attraktion der Messe. Mit seiner Leistung war er im Heimbereich für etwa 2000,-- DM ungeschlagen, der Amiga 1200 hatte weniger Rechenleistung (nur 68EC020 mit 14 MHz, keinen DSP, keine Auidio-In-Funktion, kein True-Color, kein...) Aber außer in Europa, und hier wieder im besonderen in Deutschland, verkaufte sich der Falcon zu schlecht. Das lag zwar auch am Fehler Ataris, wieder einmal zu wenig Werbung, und die wieder nur in Atari-Zeitschriften, zu machen. Aber der Hauptgrund war das Aufkommen von WIntel-PCs als Heimcomputer. Die IBM-Nachbauten waren so billig und mit Windows so leicht zu bedienen geworden, daß sich nur wenige für andere Computersysteme entschieden. Der Konkurrent Commodore stand Ende 1993 kurz vor dem Konkurs. Die Tramiels besannen sich wieder auf die alten Zugpferde: Videospielkonsolen und Steckmodule dafür.
Der Jaguar
Reden wir über eine knallharte Branche, die Videospielbranche. Nicht nur die Spiele verherrlichen mit ihren Abschuß-Orgien die Gewalt, diese Gewalt herrscht auch im Kampf der Hersteller gegeneinander vor. Aber genauso wichtig wie Marktmacht ist das Timing, wann man mit was auf den Markt kommt. Atari hatte in den Siebzigern mit Pong das Richtige zum richtigen Zeitpunkt, und startete das Videospielefieber. Als Anfang der Achtziger der Videogamemarkt zusammenbrach, war Atari fast am Ende. Japanische Firmen wurden mit frischen Ideen und neuen Systemen (z. B. Nintendos Super Mario Brothers oder Segas Sonic, the Hedgehook) erfolgreicher als Atari. Und mit den 16-Bit-Systemen Megadrive und Super-Nintendo wurden beide Firmen enorm reich. Atari war es ziemlich egal, denn man war mit dem ST in einem anderen Marktsegment sehr erfolgreich. Und das VCS 2600 verkaufte sich immer noch ganz gut an Leute, die kaum Ansprüche und Geld zum Spielen hatten. Und lange Zeit kreisten Gedanken in den Köpfen der Atari-Entwickler: An das XE-Games-System, den VCS 7800, den Panther, eine kleine Version des ST ohne Tasten, usw. Einiges erreichte Marktreife, anderes nicht.
Vizepräsident der Hardwareentwicklung war damals Richard Miller, der in England am Transputer-Projekt gearbeitet hatte. Einige seiner Freunde, die vor Jahren zusammen mit ihm bei Sinclair Research (die den ZX 81, den Spectrum, den QL und einiges mehr entwickelten) gearbeitet hatten, gründeten eine Firma namens Flair mit dem Ziel der Entwicklung eines Videospiels der nächsten Generation. Die Freundschaften von damals brachte Atari und Flair zusammen und das 64-Bit-System-Projekt wurde gestartet. Sega und Nintendo hatten zu der Zeit 16-Bit-Systeme am Markt und dachten langsam über 32-Bit-Konsolen nach. Atari holte die Entwickler nach Amerika und kaufte die Rechte am Projekt. Da es Atari seit der Lynx (Fuchs) mit den Tiernamen hatte (Der Falcon = Falke hieß im Entwicklungsstadiom Sparrow = Spatz), nannte man das System Jaguar.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Videospiele nur zweidimensional. Zwar wurde beim z. B. Sega Megadrive oder beim Super-Nintendo der Eindruck von Räumlichkeit vorgegaukelt, aber echtes 3-D war das nicht. (Man benutze Effekte wie verschieden große Sprites oder Parallax-Scrolling, wobei verschiedene Hintergrundebenen hinter den Sprites bewegt werden, und sich die hinteren Ebenen langsamer als die davorliegenden verschieben.) Der Jaguar war von Anfang an als 3-D-Maschine geplant; er sollte seine Welten durch Gouraud-shaded-Flächen anzeigen (Das ist eine Technik, um dreidimensiionale  Körper auf einem zweidimensionalen Bildschirm darzustellen. Hierbei werden die Körper in viele Dreiecksflächen aufgelöst, und der Videoprozessor entscheidet selbsttätig, welche der Flächen sichtbar oder verdeckt sind. Je nach Grundfarbe der Fläche und Winkel zu den vorhandenen Lichtquellen wird die Fläche heller oder dunkler als die für die Fläche vorgegebene Farbe eingefärbt.)
Atari hatte große Pläne. Dar Jaguar-Chipsatz sollte auch in kommenden Computern eingesetzt werden, z. B. dem Falcon040, um neue, ungeahnte Rechenleistungen in die Heimcomputer einzuführen. Aber Atari bemerkte den Rückgang im Computergeschäft, und so wurde der Falcon030 der letzte Atari-Computer, und das 3-D-Chipset fand nur im Jaguar eine Verwendung. 1993 überraschte Atari dann die Welt mit der Vorstellung der fast fertigen Jaguar-Konsole und der Mitteilung, daß niemand anderes als IBM die Hardware komplett in den Vereinigten Staaten produzieren würde. Der spätere Werbeslogan lautete dann: "Completely manufactured in the U.S.A". Ataris Aktien stiegen in kurzer Zeit von 50 Cent auf über 12 Dollar. Aber es gab auch Konkurrenz. Zwar nicht von den Marktführen, Sega und Nintendo, aber ein Außenseiter machte sich bemerkbar: Trip Hawkins, der früherer Gründer des Softwareherstellers Electronic Arts. Seine 3DO-Company hatte ein neues Konzept: Sie hatte ein 3-D-Videogame mit CD-ROM und RISC-Prozessor entwickelt und vergab nun an andere Hersteller Lizenzen. 3DO sebst machte dann nur noch Werbung, Panasonic und Goldstar baute und verkaufte die Konsolen, und Electronic Arts entwickelte die Spiele-CDs.
Atari konzentrierte sich darauf, den 3DO-Player zu überholen. Im Sommer 1993 wurde hektisch entwickelt, um den Jaguar rechtzeitig für das wichtige Weihnachtsgeschäft marktfertig zu bekommen. Und es gelang. Im November war der ofizielle Verkaufsstart. Da die Produktion bei IBM erst langsam anrollte, begann man die Auslieferung zunächst in New York und Kalifornien, aber im Dezember war der Jaguar überall zu haben. Und er war nur halb so teuer wie das 3DO, außerdem gab es viel mehr Spiele beim Verkaufsstart. So überholte man den 3DO recht schnell. Und Sega? Und Nintendo? Die waren vollkommen überrascht. Sie hatten nichts, was dem Jaguar nur annähernd das Wasser reichen konnte. Sega versuchte einen schnellen Schuß ins Blaue mit einem 32-Bit-Zusatzgerät für sein Mega-Drive, war aber sehr erfolglos. Und Nintendo redete nur von einem 64-Bit-System, das irgendwann in der Zukunft erscheinen sollte (Tatsächlich wurde es erst 1996 vorgestellt: Nintendo64, was für ein einfallsreicher Name).
Aber Atari hatte trotzdem Schwierigkeiten: Es kamen nicht genug neue Spiele auf den Markt, manche erst Ende 1994, weil es keine richtigen Entwicklungssysteme gab. Und der Europa-Start verzögerte sich bis Herbst 1994. So mußte Atari feststellen, daß nicht allzuviele Leute den Sprung von den bekannten 16-Bit-Systemen in die neue 64-Bit-Welt machten. Und die Gerüchte um neue Konsolen wie den Sega Saturn, den Nintendo64 oder gar die Sony Playstation (aus einer Ecke, aus der man niemals mit Konkurrenz gerechnet hätte),versetzten potentielle Käufer in Unsicherheit. Und die Insider unter den Spielern wußten, die Zukunft des 3-D-Spielens war nicht Gouraud-Shading, sondern Texture-Mapping. Hierbei werden die Flächen nicht einfach gefärbt, sondern mit einer richtigen Oberflächenstruktur versehen. Das macht das Bild nochmals erheblich realistischer. Und dafür braucht es erheblich mehr Rechenleistung, als der Jaguar bieten konnte, So mächtig er war, die erste Konsole mit Texture-Mapping, Sonys Playstation, war sechsmal leistungsfähiger. War Atari zu früh auf den Markt gegangen? Hätte man lieber noch ein Jahr an Texture-Mapping arbeiten sollen? Das läßt sich nicht beantworten. Vieleicht wäre Atari schon 1994 pleite gesesen, hätte man nicht den Jaguar verkauft.
1995 ging es etwas aufwärts. Aufgrund eines gewonnen Rechtsstreit mit Sega um Grundsatzpatente im Videospielebereich bekam man sehr viel Geld. So konnte man für das Frühjahr und den Sommer 1995 neue Spiele entwickeln und sogar eine große Werbekampagne finanzieren. Um mehr Geräte zu verkaufen, reduzierte man den offiziellen Verkaufspreis des Jaguars mehrmals, Ende 1995 kostete die Konsole nur noch die Hälfte des Ursprungspreises. Man kündigte einen 3-D-Helm für Virtual Reality an und der CD-Player-Aufsatz war ab Mitte 1995 auch endlich lieferbar. Aber der Sega Saturn wurde ab Herbst verkauft, sowie die Sony Playstation. Atari entwickelte an einem Jaguar-2-Chipsatz mit Texture-Mapping und brachte viele neue Jaguar-1-Spiele auf den Markt.
Und trotzdem lief der Verkauf niemals so wie erhofft. Im Oktober 1995 mußte Atari viele Angestellte entlassen und kündigte die Entwicklung von Spielen für IBM-PC-Kompatible an. Auf der CES Anfang 1996 wurden diese Spiele wie Tempest 200 PC oder Baldies PC gezeigt. Es sollte Ataris letzter Messestand werden.    
Das Ende
Ende 1993, Anfang 1994 stand fest, daß sich Atari aus dem Computergeschäft zurückzog. Alte Lager mit teilweise 10 Jahre alter Hardware wurden an Restpostenhändler verkauft, die diese Ware noch 1998 auf Messen billigst unter die Leute brachten. Aber leider blieb auch der Verkauf des Jaguars weit hinter den Erwartungen zurück. Zum einen gab es zu wenige Spiele, die meist die Hardware nicht voll ausreizten, dann verzögerte sich der offiziellle Europastart bis Herbst 1994, die Konkurrenz von Sega und Nintendo senkte die Preise für ihre zwar schlechteren, aber bereits gut etablierten Konsolen, und zu guter Letzt wiederholte Atari den Fehler der Lynx auch beim Jaguar: zu wenig Werbung, fast keine im TV, Zeitschriftenannoncen nur in Atari-Blättern, usw. So blieb der Jaguar ein Insidertip, der den meisten potentiellen Kunden, den Jugendlichen zwischen 12 und 22, zu weiten Teilen unbekannt blieb. 1995/96 kam eine neue, ernstzunehmende Konkurrenz auf den Markt: die Sony Playstation. Und dazu noch aus einer Ecke, von der aus niemand etwas erwartet hätte. Sega und Nintendo waren genauso überrascht wie Atari.
Interessanterweise ging es Atari 1996 aber finanziell erstaunlich gut. Das lag daran, daß man einen Rechtsstreit mit Sega um Grundsatzpatente im Videospielebereich gewann, und deswegen viele Tantiemen kassierte. Und 1992 hatte Atari seine taiwanesischen Fertigungsstätten verkauft, und den Erlös gut angelegt. Trotzdem wußten die Tramiels, daß der Zusammenbruch nahe war. Sie entschlossen sich, die flüssigen Gelder nicht mehr in Atari, sondern anderswo zu investieren. Eine gute Gelegenheit bot sich, als Tom Mitchel von JTS (Jugi Tandon Systems,) einem Festplattenhersteller, an die Tramiels mit der Bitte um Investitionen herantrat. Mitchel hatte den Tramiels bereits zu deren Commodore-Zeiten Floppys sowie Festplatten verkauft und hatte Seagate und Conner mitgegründet. Das neue Produkt von JTS sollte eine 3-Zoll -Festplatte für Notebooks werden, für das es einen großen Markt im wachsenden Bereich der tragbaren PCs gab. Da JTS aber nicht genügend Reserven hatte, sprangen die Tramiels mit ihren Atari-Millionen ein. Am 30 Juli 1996 fusionierte Atari mit JTS und war ab diesem Zeitpunkt eine Tochtergesellschaft von JTS. Alle Angestellten von Atari, sofern sie nicht bereits gekündigt waren, mußten nun entgültig gehen. Die Restbestände an Lynx und Jaguar, sowie deren Spiele, wurden noch verkauft, Neues wurde nicht mehr hergestellt.
Einzig die Atari Games Division, die ja seit dem 1985 noch bei Time Warner war, blieb bestehen, und trug den Namen Atari in die Zukunft. Es wurden noch neue Jaguarspiele entwickelt, aber der Schwerpunkt lag auf PC-Spielen, CDs für die Sony Playstation und natürlich neue Systemen für die Spielhallen. Aber die glorreichen Tage von Atari sind vorbei. Und es blieb zu vermuten, daß JTS gegen die Konkurrenz von Seagate, Conner, Western Digital und IBM im Festplattenmarkt nicht allzulange bestand, und die Atari Games Division langsam ins Vergessen und die Pleite geriet. Es sei denn, man hätt wieder solche neuartigen Spieleideen, wie in den seligen Jahren, als Pong, Asteroids, Centipede, Klax oder Alien vs. Predator den Markt eroberten.
Und es ging tatsächlich weiter bergab: Anfang 1998 verkaufte JTS alle Rechte an Atari an den Spielehersteller und -Vertreiber Hasbro. Sie übernahmen sowohl den Namen Atari als auch Atari-Games und wollten neue Spiele entwickeln und alte dem Markt wieder zugänglich machen. So manch alter Klassiker erschien wieder, diesmal aber für den Heimcomputer der Neunziger Jahre: IBM-Kompatible Computer mit Pentium-CPU und schneller 3D-Grafikkarte.
Vorwort
Quellen:
"Virtuelles Computermuseum" Mit freundlicher Genehmigung von Chr. Zahn (Quellenangaben von dort: Hans-Martin Krober Curt Vendel , Atari Gaming Headquarter, diverse Webpages von leider nicht mehr erinnerlichen Personen,diverse Zeitschriftenartikel, z. B. aus der Happy Computer, der Data Welt, dem Atari Magazin,...